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Frankenstein // Oder der neue Prometheus

13. Mai 2016

Gestern ist Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn in den deutschen Kinos angelaufen. Ich hatte das Glück den Film vor einiger Zeit bereits in der Sneak Preview zu sehen und war tatsächlich begeistert. Kurz darauf habe ich mich dann in eine intensive ,Frankenstein’-Recherche begeben und habe das Monster, das man glaubt so gut zu kennen, in einem ganz neuen Licht gesehen. Von Mary Shelleys Roman bis hin zu: „I,Frankenstein“ habe ich mir alles gekrallt, was ich in die Hände bekommen habe. Das Ergebnis ist eine Blog-Reihe, für jeden Frankenstein Fan und Unfan.
Und keine Sorge, dass war gerade das letzte Mal, dass ich „I, Frankenstein“ erwähnt habe …

Wie alles begann …

Beginnen wir chronologisch. Das Buch. Und ja, es ist ein echtes Buch.
Immer wieder habe ich Geschichten über die Entstehungsgeschichte des Frankenstein Romans gehört. Dass Mary Shelley die gesamte Story während eines Sommerurlaubs runtergeschrieben hat. Und irgendwie habe ich immer erwartet, dass es eher eine Sammlung von Notizen als ein echter Roman ist.

Also ab in die Bibliothek und ausgeliehen. „Frankenstein – oder der neue Prometheus“.

Das Buch, das Mary Shelley 1816 tatsächlich während eines Sommerurlaubes geschrieben hat, ist weitaus mehr als eine Sammlung von Kurzgeschichten, Entwürfen oder Notizen. Und wenn man glaubt, die Frankenstein Geschichte auf Grund der vielen Verfilmungen zu kennen, dann liegt man falsch.

Der manische Professor und das missverstandene Monster sind natürlich die großen Charaktere in der Geschichte, aber „Frankenstein – oder der neue Prometheus“ enthält tatsächlich eine Vielzahl von gesellschaftsphilosophischen Gedanken, die heutzutage zugunsten der Schaurigkeit einfach gekürzt werden.

Frankception

Im Grunde sind es drei verschachtelte Geschichten. Angefangen mit einem jungen Abenteurer, der in Briefen an seine Schwester von seiner seltsamen Begegnung mit Victor Frankenstein berichtet. Dieser erzählt ihm seine Geschichte und von seiner späteren Begegnung mit seinem Monster. Diesem wiederum erzählt Victor seine Geschichte, der sie wieder Robert erzählt. Das ganze wird dann rückwärts wieder aufgerollt und es gibt ein spannendes Finale in der obersten Story-Ebene.

Doch während heutzutage das verwirrte, mordlustige Monster im Vordergrund steht, behandelt Mary Shelley in ihrem Roman viel persönlichere Themen.

Zwei Forscher …

Es beginnt mit dem Abenteurer Robert Walton, der sich nicht nur nach einer Entdeckerreise und wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern vor allem nach einem Freund im Geiste sehnt. Allein in seinem Drang nach Wissen, wünscht er sich einen Kameraden, mit dem er tatsächlich auf Augenhöhe diskutieren kann. Als Robert dann auf Victor trifft, scheint er diesen Freund gefunden zu haben. Doch Victor hat bereits ganz andere Erfahrungen gemacht.

Im Vergleich zu Robert Walton ist er bereits am Ende seiner Entdeckerreise. Sein Drang nach neuem Wissen, der Wunsch, alte Konventionen zu sprengen, und die Sucht nach Fortschritt haben ihn dazu gebracht, ein Lebewesen zu erschaffen. Doch kaum sieht er dem so unmenschlichen und hässlichen Wesen in die Augen, bereut er seine Tat und stößt das Wesen von sich. Dabei verfällt er selber in eine tiefe Depression. Getrieben durch inneres Unbehagen, ist Victor völlig von den Menschen und der Realität abgeschnitten. Immer wieder versucht er, sich an den Naturereignissen zu begeistern, doch meist hält seine Euphorie nicht lange an.

Victor, der sich nun immer mehr isoliert, schafft es schlichtweg nicht, sich in seine Kreatur hineinzuversetzen. Selbst, als diese ihm seine Geschichte erzählt.

… und ein Monster

Das Monster, verstoßen und gehasst, sucht Unterschlupf in einem alten Schuppen, von dem aus es die Bewohner einer kleinen Hütte beobachten kann. Durch die Betrachtung des liebevollen Umgangs der Menschen miteinander lernt das Monster nicht nur die Sprache, sondern auch Bedürfnisse wie Liebe und Gemeinschaft von den Bewohnern. Doch als es sich offenbart und auch von diesen netten Menschen abgestoßen wird, sieht das Monster nur noch einen Weg.

Es verlangt von Victor, ihm eine Frau zu erschaffen. Zusammen mit ihr möchte er leben und nie wieder unter Menschen sein. Victor, der keine andere Lösung sieht, willigt ein und macht sich an das neue Werk. Doch Unbehagen plagt ihn. Kurz vor der Vollendung zerstört er den weiblichen Körper.
Entsetzt schwört die Kreatur, Frankensteins Leben zur Hölle zu machen und wird zu dem Monster, das wir alle kennen.
An Victors Hochzeitstag tötet es zuerst die Braut und dann die restlichen Angehörigen seiner Familie.
Victor, nun wahrlich alleine, sieht den einzigen Weg in der Zerstörung des Monsters. Er verfolgt es bis an den Nordpol, wo er von Robert auf dessen Boot aufgenommen wird. Als Frankenstein dann schließlich an Erschöpfung stirbt, wird der Kreatur klar, dass es nun wahrlich alleine ist und zerstört sich selber.

Bis ans Ende und noch viel weiter

Ein episches Ende für dieses große Drama. Doch im Grunde hat Frankensteins Geschichte gerade erst begonnen. Unzählige Adaptionen und Neuauflagen der Geschichte werden folgen. Noch heute ist das Monster eine wahre Ikone. Was Mary Wollstonecraft Shelley mit diesem schaurigen Märchen alles in Bewegung gebracht hat, und wieso es immer noch so aktuell ist, schauen wir uns in den nächsten Tagen mal an.

Ich freu mich drauf.

  • Reply
    Uwe
    13. Mai 2016 at 21:57

    Freu mich auch. Und jetzt erstmal ins Kino. ›Genie und Wahnsinn‹ hört sich gut an.

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