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Über Lehrer

17. März 2017

 Kann man den Lehrer von der Person dahinter trennen?

Über diese Frage stolpere ich, in letzter Zeit immer häufiger, da ich auf der Suche nach einem Yoga Lehrer bin. Denn mir soll  ja nicht nur der Lehrer gefallen, sondern auch der Stil den er beibringt. Andererseits glaub ich auch, dass, wenn mir der Lehrer gefällt, der Stil mir auch gefallen wird. In Asien habe ich viele Yoga Stunden gemacht, um so viele Lehrer wie möglich kennenzulernen. Und auch in Potsdam habe ich wieder angefangen, öfter zu öffentlichen Klassen zu gehen. Bei dem einem gefällt mir der Ort nicht, bei dem anderen die Gruppe, aber seien wir doch ehrlich, ich bin noch nicht auf meinen Lehrer gestoßen. Denn bei dem richtigen Lehrer, wird auch die Gruppe und der Raum stimmen. Aber was macht einen guten Lehrer überhaupt aus?  Inwiefern gilt ein Lehrer in allen Aspekten des Lebens als Vorbild, auch wenn er dir nur über eine Sache etwas beibringt?

Ich habe letztens Wochenende an einem Yoga-Workshop mit Laruga Glaser teilgenommen.

Er fand in dem schönen Berliner Yoga Studio Yoga Rebellion statt. Laruga ist eine der begabtesten westlichen Ashtanga-Yoga Lehrerinnen und lernt selbst seit zwanzig Jahren. Ashtanga gilt als die schwierigste und ausgefeilteste Yogaform. Im Vergleich zu anderen Stilen wirkt Ashtanga sehr streng und regellastig. In diesem Rahmen soll der Schüler seine Spiritualität erforschen und den Weg zu Erleuchtung antreten. Laruga ist wirklich wahnsinnig gut. Es macht großen Spaß, ihren Bewegungen zuzugucken. Wenn sie Yoga macht, merkt man die Kunst, die dahinter steckt.

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©yogarebellion

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©yogarebellion

Eine der älteren Teilnehmerinnen ist früher aus dem Kurs gegangen. Ich habe sie gefragt warum, und sie meinte, dass es für sie der perfekte Zeitpunkt gewesen sei. Das sie ihre Differenzen mit dem Ashtanga Stil hat und alles mitgenommen hat, was sie brauchte. Sie respektiert Laruga für das, was sie tut, und wie sie es tut, es funktioniert nur für sie persönlich nicht.

Und ich wurde daran erinnert, dass jeder Mensch subjektiv spricht, das es kein „wahres Wort“ gibt. Aber besonders, wenn man noch gar nicht so richtig sein eigenes Subjektiv kennt, vergisst man das manchmal. Als junger Mensch sehnt man sich oft nach starken Meinungen, an die man sich anlehnen kann, oder die man total ablehnen kann. Aber auch das Ablehnen einer bestimmten Sache, ist ein Sich-daran-orientieren. Mit der Zeit sammelt man Erfahrungen und macht Fehler, lernt aus ihnen und gleicht es mir seinen Werten ab. Seine eigenen Prinzipien von denen seiner Eltern zu lösen. Nicht einfach aus rebellischen Gründen das Gegenteil zu machen, sondern seinen eigenen Weg zu finden. Das find ich persönlich verdammt schwer, aber auch sehr spannend.

Jeder Lehrer ist ein Schüler

Man darf nicht vergessen, dass ein  Lehrer auch irgendwo ein Schüler ist, dass er genauso mal bei null angefangen hat, und es Menschen gibt, von denen er lernt. Man erwartet ein gewisses Perfekt-Sein von seinen Lehrern, und ist enttäuscht, wenn sie es nicht sind.

Ich denke bei mir geht es darum, dass Lehrer reflektiert denken und sich immer wieder selbst hinterfragen. Denn das ist schließlich auch mein Anspruch an mich selber. Und das bedeutet, mir so viele unterschiedliche Meinungen wie möglich anzuhören.

Ein paar Sachen habe ich schon für mich herausgefunden:

Kann ich von jemanden Kochen lernen, von dem bekannt ist, dass er Hahnenkämpfe supported? NEIN!

Kann ich von jemanden Kung-Fu lernen der seine Frau schlägt? NEIN!

Warum? Weil ich Menschen nicht respektieren kann, die Tiere und Mitmenschen nicht respektieren. Also Fazit ich muss einen Lehrer respektieren können.

Aber das ist das tolle an unserer heutigen Welt. Man kann sich seine Lehrer aussuchen. Man ist nicht mehr auf den einen Priester oder das eine Buch in der Bibliothek angewiesen. Es gibt TED-Talks, und zu jedem Thema 3o verschieden Arten es zu beleuchten. Es gibt Interviews, Biographien und Autobiographien. Wir haben Filme und Musik.

Und da kommen wir zu dem nächsten Thema: Kann man die Kunst und den Künstler trennen? Aber darüber muss ich noch ein bisschen philosophieren …

 

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