Roots

Eat like a Yogi

27. Oktober 2017

Essen ist ein riesiger Aspekt in meinem Leben („Food is Life“ ist definitiv ein Satz, den man oft von mir hört). Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich zum Geburtstag das Kochbuch „My Yoga Canteen“ geschenkt bekommen habe. Yoga und Essen in einem … was gibt es Besseres? Also wo ist der Zauberplan? Der Shortcut? Sagt mir, was ich essen soll, und ich bin zufrieden. Tja so einfach machen sie es einem natürlich nicht. Aber sie sprechen mit einem liebevollen Augenzwinkern Empfehlungen aus und nicken verständlich, wenn du sie ignorierst. Yoga kann ein sehr nerviger Lehrer sein. Aber halt eben auch der Beste. Was sagen also die Yogis über unsere Ernährung?

Umgebung

A h i m s a

Ahimsa bedeutet Gewaltlosigkeit und ist ein der wichtigsten Gebote im Hinduismus und Buddhismus. Laut Ahimsa darfst du keinem anderen Lebewesen Schaden zufügen. Demnach wird die vegetarische Ernährung als die höchste Ernährung angesehen.

            

Körper

S a t t v a,  R a j a s,  T a m a s

Manche Nahrung gibt dem Körper Prana (die Lebensenergie in unserem Körper) wieder, andere nimmt dem Körper Prana und manche blockiert das Prana in unserem Körper. Diese drei Kategorien sind also wie die Pfeiler der Yogischen Ernährung:

 

 

„Yogische Ernährung heisst, Sattva-Reinheit zu bevorzugen, sich von rajasigen Lebensmitteln im Laufe der Zeit mehr und mehr loszusagen und tamasische ganz zu meiden.“ – My Yoga Canteen

Es geht aber nicht nur darum, was man isst, sondern wie man isst. In Ruhe und Achtsamkeit. Mit völliger Konzentration auf das Essen, mit so wenig Ablenkung wie möglich. Sadhguru sagt dazu, dass Gewohnheit der größte Feind von Bewusstsein ist.

Das heißt, eine Mahlzeit, die bewusst und in Ruhe eingenommen wird, ist Sattva.

Eine Mahlzeit, die hektisch und schnell eingenommen wird ist Rajas.

Und so viel von einer Sache zu essen bis man Bauchschmerzen hat, ist Tamas.

Das heißt, wenn man sich einen Teller Obst und Gemüse reinhaut, im Stehen, vorm Fernseher dann ist das nicht Sattva. Zelebrieren wir das Essen vor sich, vielleicht sogar in einer Gruppe von Menschen, die wir lieben, dann ist das wesentlich gesünder.

             

D u  b i s t,  w a s  d u  i s s t

In der Theorie klingt das alles erstmal sehr einleuchtend. Eine für den Körper richtige Ernährung kann den Körper stärken und sogar heilen. Eine für den Körper schlechte Ernährung schwächt und verlangsamt den Körper und kann ihn Krank machen. Es leuchtet mir auch ein, dass simples Essen, wie Obst und Gemüse oder Nüsse für den Körper leichter zu verdauen ist, als stark verarbeitetes Essen mit vielen Zusatzstoffen. Aber in der Realität ist unsere Ernährung wahnsinnig vorbelastet. Kindheitserinnerungen, Stress, emotionale Abhängigkeit, Zugehörigkeitsgefühl, Gewohnheit. All diese Dinge essen ja quasi mit, wenn wir etwas zu uns nehmen. Als ich mal drei Tage gefastet habe, war der körperliche Aspekt das allerkleinste Problem. Die Isoliertheit von allen Menschen um mich herum, das Emotionale war das Problem. (Hier mein Blogbeitrag dazu).

Geist

A g n i,  O j a s  u n d  A m a

Was hat es den nun mit der Verarbeitung unserer Gefühle und der Verdaung des Essen zu tun?

Man geht davon aus, dass jeder Mensch ein transformierendes Feuer in sich besitzt. Es heißt Agni. Alles was wir essen wird von Agni in Ojas transformiert. Ojas wird benutzt, um den Körper gesund zu halten, stark und rein.

Das geht aber nur, wenn das Essen „rein“ ist. Also Sattva.

Ist das Essen nicht rein, muss Agni mehr arbeiten, um Ojas zu produzieren und es entsteht ein Nebenprodukt namens Ama. Ama ist laut Ayurveda der Hauptgrund für jede Krankheit. Es blockiert Prana und okkupiert den Körper. Es gibt ihm mehr zu arbeiten, als er sollte, so kann er sich nicht darauf konzentrieren gesund zu bleiben.

Ama wird jedoch nicht nur durch schlechte Ernährung produziert. Ungelöste Emotionen aus der Vergangenheit oder emotionale und körperliche Giftstoffe aus der Umwelt sind ebenfalls Gründe für Ama.

Agni kann Ama „verbrennen“. Wenn es jedoch konstant mit für den Körper falsches Essen bombardiert wird, kann es sich erstmal nur darauf konzentrieren und negative Emotionen stapeln sich. Das Feuer wird dadurch immer schwächer.

 M e i n e  B e z i e h u n g  z u m  E s s e n

Wenn ich zurück denke, hatte ich am meisten Probleme mit dem Essen, wenn es mir emotional schlecht ging. Kurz bevor ich die Schule abgebrochen habe zum Beispiel. Im Nachhinein kein Wunder, da mein Agni Feuer definitiv überfordert gewesen sein muss.

Ich hatte sicherlich schon Phasen,  wo ich meinen Komfort im Essen gesucht habe. Ich hatte nie eine Essstörung und es war nie dramatisch. Aber ja, essen macht mich glücklich. Wenn ich gestresst bin esse ich viel und schnell. Es soll ja auch die Menschen geben, die nichts essen, wenn sie gestresst sind. Nope not me. Ich esse, wenn es mir gemütlich ist, und wenn ich traurig bin. Und ich neige definitiv dazu, mich mit Essen zu belohnen. An sich ja erstmal alles nicht verwerflich, aber es kann eben auch ganz schnell umschlagen in sich mit Essen bestrafen.

          

D i e  Y o g i s c h e  E r n ä h r u n g

Yoga bedeutet Einheit. Eins sein mit dem Universum und allem um dich herum.

Nimm Dankbarkeit und Achtsamkeit und Liebe als Grundlage für Alles. Eben auch dein Essen. Lerne dann dich selbst und deinen Körper kennen und schaue dann, dass du möglichst reine und vollwertige Nahrung zu dir nimmst.

Beobachte wie du dich nach dem Essen fühlst. Fühlst du dich energetisch und frisch, ausgeruht und zufrieden. Fühlst du dich schlapp und hast Bauchweh? Wie fühlst du dich am nächsten Tag? Wie hast du in der nacht geschlafen. Lerne deinen Körper kennen. Experimentiere mit Essen.

Und am allerwichtigsten sei dankbar für das Essen. Sei dankbar für jeden Menschen, der dazu beigetragen hat, dass das Essen in diesem Moment vor dir steht. Vom Bauern, über den Lastwagenfahrer, dem Kassierer an der Kasse, dem Koch oder Kellner, hinzu dir selber, weil du es dir gekauft und liebevoll zubereitet hast. Esse in Ruhe und achtsam. Mach dich nicht verrückt, daüber was du isst. Versuche die Nahrung als Medizin anzusehen und höre darauf was dein Körper braucht. Hattest du einen stressigen oder emotional aufwühlenden Tag? Versuche deinem Körper leicht verdauliche Dinge zu geben, um es ihm nicht noch schwerer zu machen. Hast du das Gefühl, dass du gerade dann ein Stück Schokolade brauchst? Dann iss die Schokolade und sei dankbar für deine Instinkte. Esse aus dem Bauch heraus und passe deine Ernährung an deine momentane Lebenssituation an. Fühlst du dich träge und musst Ballast loswerden? Esse eher Sonnen und Bodennahrungsmittel wie z.b Salat, Beeren, Obst. Ist das Leben super-rasant und musst du dich dadurch erden? Esse Kartoffeln und Beete um dich zu rooten. Sie nicht zu streng mit dir, fülle jede Mahlzeit mit Liebe.

Wie immer gibt es keine einfach, simple, „esse-nur-dies-und-du-wirst-glücklich“- Lösung. Das Leben ist ein Lernprozess und wir müssen ihm unsere Aufmerksamkeit schenken. Sich Fehler verzeihen und liebevoll weitergehen. In der Meditation wandern wir auch immer von der Umgebung, in den Körper, in den Geist. Nimm jede Mahlzeit als Chance für eine kleine Meditation.

„Do not make food into a Religion. It is not. It is a Choice.“  – Sadhguru

 

Vielen Dank an Krissi und Nik für das tolle Geschenk!

Hier ist „My Yoga Canteen“ von Marlo Scheder-Bieschin – ich kann es nur Empfehlen!

Hier sind ein paar Videos zu dem Thema die ich mir angeschaut habe:

Healthy Food and a Proper Diet — How Does One Decide?

The Science of Yoga (Part 4 – Diet)

 

    Leave a Reply