Vor ein paar Wochen saß ich mit Lukas im Café und zeigte ihm eins meiner Pinterest Boards. Frauen die auf dem Bett sitzen und lesen. Close ups von filigranen Ringen, Kaffeetassen, Sonnenschein. Warum werde ich so magisch von solchen Fotos angezogen und warum fühl ich mich ihnen total fern? „Ist doch ganz klar, die Fotos strahlen alle Weiblichkeit aus, und wahrscheinlich bist du mit deiner eigene Weiblichkeit nicht völlig im Reinen.“ Einfach so, zwischen zwei Schlücken Kaffee … Ich fing also an, in mir zu forschen und mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das führte mich natürlich schnell zur Frage:
Was ist Weiblichkeit überhaupt?
Weiblichkeit wird auch gern Divine Feminine genannt. Divine Feminine ist die Göttin in jedem Menschen. Weibliche Energie steht für Heilung, Balance, Kreativität, Kontakt, Offenheit, Pflege, Liebe, Verständnis, Intuition, Weisheit, Vergebung, Harmonie, Sinnlichkeit, Mitgefühl, Zugehörigkeit und Fürsorge. Sobald man etwas erschafft, wie z.B ein Bild malt, Musik komponiert, tanzt oder ein Baby in seinem Bauch wachsen lässt, nährt man seine weibliche Energie. Weiblichkeit ist stark verbunden mit dem Mond. Kontakt mit anderen Menschen, Einbeziehung, Aufnahme, Eingliederung. Schönheit und Sinnlichkeit sind weitere wichtige Aspekte. Die Schönheit in sich selbst und in der Welt.
Divine Feminine // Divine Masculine
Trotzdem ist männliche und weibliche Energie keinesfalls geschlechtsspezifisch. Weiblichkeit und Männlichkeit sind nicht dasselbe wie männlich und weiblich oder Mann und Frau.
Das Yin (weiblich) und das Yang (männlich) können nicht ohneeinander. Und hätte Eva, der kleine Rebell, nicht den Apfel gepflückt, würde Adam immer noch im Paradies rumdümpeln.
Um Weiblichkeit besser zu verstehen, habe ich auch angefangen mich mit Männlichkeit zu beschäftigen. Es gibt unzählige TED- Talks zu dem Thema. Michelle Millers Talk „We need to restore femininity“ hat mir besonders gut gefallen:
„If I drink my coffee for the flavour and the taste and the ritual of it, thats for the experience of the coffee, thats a feminine way of drinking coffee. If I drink my coffee for the caffeine, thats for the result of the coffee, thats a masculine way of drinking coffee.“
Zielorientiert ist eine männliche Art zu denken. Prozessorientiert eine weibliche.
Machen ist Männlich, Sein ist weiblich.
Kreativität weiblich, Produktivität männlich.
Eine neue Ära!
Vor 50 Jahren wurden Frauen noch in eine starke Rolle gedrückt. Durch die Emanzipation und die Feminismus Bewegung haben sich Frauen den Männern angepasst. Der Gedanke, Frauen sollten stärker werden und dadurch Männer klein halten, ist genauso bescheuert, wie der Gedanke, dass Männer Frauen klein halten müssen. Ein gemeinsames Wachsen steht an. Männer müssen sich genauso in der Rolle der Männer wiederfinden. Diese ist heutzutage besonders mit viel Scham und Schuld verbunden. Es ist fast schon verpöhnt „zu“ männlich zu sein. Wir sind alle gleich wichtig aber nicht alle gleich! Natürlich gibt es Unterschiede. Und zwar nicht nur in unseren Körpern, sondern auch in unserer Weise zu denken. Was haben wir davon alle gleich zu sein, wenn wir auch unsere gegenseitigen Stärken ausleben könnten?
Was ist Weiblichkeit für mich?
Ich habe die Fotos also näher unter die Lupe genommen. Klar sie alle waren in hellen, luftigen Farben. Auf fast allen hat man eine Frau gesehen, sie hatten fast alle lange Haare. Aber da war noch mehr. Alle strahlten eine gewisse Ruhe aus. Ein im Moment sein. Sanft und klar. Wie gehe ich durch den Tag? Zelebriere ich den Moment, meinen Körper, das Sich-selbst-pflegen? Mir wurde schnell klar, dass es bei Weiblichkeit nicht um das WAS, sondern vielmehr um das WIE geht. Vergebung und Schwäche zeigen, ist mir noch nie leicht gefallen. Ein ständiges Gefühl von mehr machen, besser werden, um irgendwann perfekt zu sein, sorgt in mir für Unruhe.
Ich habe mir einen Raum zum tanzen gemietet – mit einer großen Spiegelwand. Und war geschockt, wie sehr ich mich zuerst vor mir selber geschämt habe. Ich konnte mich gar nicht erkennen unter der Scham und übermäßigem und fast schon vorgespieltem Selbstbewusstsein. Hab ich jemals meinen Körper, meine Stärke, meine Anmut zelebrieren können? Ich fühle mich oft unverstanden und wie ein Trampel, wenn ich in Mädchengruppen bin und ziehe mich in die Rolle des Jungs-Mädchens zurück. Da fühle ich mich aber gar nicht wohl. Genauso wie ich mich in hohen Schuhen nicht wohlfühle, aber es liebe Schmuck zu tragen. Ich liebe es zu putzen und merke wie ungewohnt, aber schön es sich anfühlt, andere zu pflegen, statt immer nur für sich zu kämpfen.
Weiblichkeit in sich zelebrieren:
- Um mit seiner Weiblichkeit wieder in Kontakt zu treten, sollte man sich erstmal klar machen, warum man den Kontakt wieder herstellen möchte. Wie ein alter Freund, den man nach Jahren anruft.
- Sich klar machen, in welchem typisch weiblichen Verhaltensweisen man sich von Natur aus wohl fühlt, und in welchen nicht.
- Selbstliebe und Vergebung sind wichtige Aspekte der Weiblichkeit und sollten zelebriert werden.
- Und ganz besonders den Kontakt zu andern Frauen suchen. Reden, sich austauschen, sich gegenseitig stärken!
Frauen müssen wieder Frauen unterstützen!
- Sich auch mal verletzlich zeigen, denn daraus wächst die wahre Stärke.
LETS ALL EMBRACE OUR DIVINE FEMININE TOGETHER!
Alle Fotos von Pinterest!
TEDx-Talks zu dem Thema:
Celebrating femininity on a global scale
Can the Feminine Save the World?
Webiste:
What is the Sacred Feminine?
3 Comments
Katrin
10. Februar 2017 at 17:44Ahhh, sehr schöner Beitrag.
Tom-Boy Amber … ja, klar, da ist noch viel mehr.
Kannst du dich nicht am besten von uns pflegen? Dein Zimmer ist ein Tempel! Und der Beitrag ein kuscheliges Statement für mehr Weiblichkeit. Danke.
Eleonora
13. Februar 2017 at 13:06Liebe Amber,
danke für das Teilen deiner Gedanken. Ich selbst bin genauso von “Frauen die auf dem Bett sitzen und lesen. Close ups von filigranen Ringen, Kaffeetassen, Sonnenschein.„ verzaubert. Witzig ist auch, dass wenn du mich fragen würdest, was diese Frauen gerade lesen, ich niemals darauf kommen würde, dass es vielleicht ein banaler Liebesroman mit einem dieser fürchterlich kitschigen Cover ist oder das gerade erschienen Buch von Pamela Reif. Nein…nein…bestimmt lesen sie was wirklich weltbewegendes.
Zu Weihnachten habe ich für meinen Freund einen Kalender gebastelt und genau dieses Motiv gewählt. “Warum so intellektuell?„, bemerkte er schmunzelnd. Gefreut hat er sich über die Bilder zum Glück trotzdem sehr. Warum eigentlich, dachte auch ich mir dann? Nun ja, das ist wohl genau das wie ich mich sehen möchte: weiblich, mit zarten Details und ja sogar mal mit hohen Schuhen (außerhalb des Betts selbstverständlich^^). Das abwertende “typisch Mädchen„ (irgendwie ist das in meinen Augen oft abwertend) will ich mir auch aber nicht anlasten lassen. Darum finde ich auch diese Bildmotive so toll. Irgendwie passen sie eher in mein Weiblichkeitsbild, als das zehnte Kussmundselfie. Vielleicht ist es auch das Bedürfnis als stark gesehen zu werden. Da ich eine eher wirklich zarte Person bin, habe ich ein großes Bedürfnis diese Stärke mit meinem Intellekt zu beweisen, darum auch wahrscheinlich dieser Faible für lesende Frauen. :) Und genau da sind wir an dem Punkt. Weiblichkeit ist so viel mehr als das was so schön in Schubladen sortiert wurde und oft ist es sehr kompliziert SEIN weibliches Ich aus diesen Schubladen heraus zusammenzubauen. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass das alles mit der Zeit kommt. Ich bin mit fast 27 (oh man tut das weh^^) noch nicht so weit, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich nach und nach mich finde. Das jede Frau es tut.
PS: Danke auch für den Beitrag über Meditation. ;)
Liebe Grüße
Elli (Vielleicht lernen wir uns kennen, wenn ich dann mal endlich Lukas und Isa besuchen komme.)
Amber
16. Februar 2017 at 0:47Hey Elli, vielen Dank für deinen Kommentar und freut mich sehr das dir der Beitrag gefallen hat! Ja sich selbst zwischen“Natürlich Blond“ Vorurteilen und „BHs verbrennen“ zu finden, ist wahrscheinlich eine Lebensaufgabe.
Mir geht es genau so, das ich die Frauen auf den Bildern mit Intelligenz und besonders einem kreativen Leben verbinde. Ich finde es super spannend, was diese Motive mit uns machen und wie man sich und seine „gemütliche Schublade“ hinterfragt.
Welches Buch liest du gerade?
Liebe Grüße
Amber
PS: Ja das würd mich freuen! :)