Roots

Don’t hurt yourself.

4. August 2017
Don't hurt yourself.
What have we done to our fair sister
oder:
Will this whole shithouse go down in flames

Unser neues Abendritual: Naturdokus. Es macht solchen Spaß,mit dem Schnuckerteller auf den Knien unter einem Haufen von Decken hervorzulugen und sich die Welt erklären zu lassen. Aktuell: Südseedokus. Faszinierend, wie ausgeklügelt das alles funktioniert! Alles reagiert, entwickelt sich mit und umeinander… 

Leider kommt eine Art meist mehr schlecht als recht dabei weg, und das sind wir. Die letzte Dokumentation hab ich die Hälfte der Zeit zwischen den Fingern hervor geblinzelt; es ging um die Bedrohung des Pazifiks… Schlagartig fühlte ich mich zurückgesetzt in meine Grundschulzeit, als ich zum ersten Mal einen Aufklärungsfilm über die Überfischung der Meere gesehen habe.

Wir haben damals oft Ausflüge in ein kleines Kino gemacht, das extra für uns Dokumentationsfilme vorführte. Diese Ausflüge und eine Kassette  mit Kinderliedern aus den 70ern, mit Hitsongs wie „Das Ozonloch gibt es doch“, stürzten mich in eine Phase tiefer Unsicherheit und dem quälenden Gefühl von Hilflosigkeit. Ich schwor mir, nie wieder Nagellack zu benutzen und auch keinen Fisch zu essen. Ob es die Tatsache war, dass ich das Ozonloch nirgends am Himmel erblicken konnte wenn ich besorgt hinauf spähte, oder meine persönliche Entwicklung mich vom Leid der Welt ablenkte, weiß ich nicht. Jedenfalls ließ meine Verzweiflung nach.

Bis zu der Dokumentation neulich! 99% des Haibestandes ist bereits ausgerottet? Was? Innerhalb von vier Jahren wird es keinen Thunfisch mehr geben? Was? Wenn weiterhin soviel Co2 vom Pazifik aufgenommen wird, übersäuert das Wasser und das erste Glied der Nahrungskette, Plankton kann nicht länger existieren? Was?!

Und wer ist schuld daran? Na toll.

Immer mehr Menschen leben vegan, sind sich sicher, dass nichts den Menschen berechtigt in die Natur einzugreifen, sie auszunutzen. Heute morgen beäugten wir unser Frühstück und fragten uns: welchen Platz nehmen wir in der Nahrungskette ein? Gibt es einen Platz für uns und haben wir ihn irgendwann verlassen? Wann soll das gewesen sein?

Wo zwischen dem täglichen Kampf ums überleben und dem täglichen Gang zum Supermarkt gehören wir hin?

Ich denke ein Sache, die die letzte Zeit mit sich gebracht hat, ist die schleichende Erkenntnis: wir sind nicht getrennt. Wir sind nicht getrennt von der Luft, die uns umgibt. Winzigkleine Atome. Auf der kleinsten Ebene sind wir einfach nur wabernde Wolken aus Zeug. Und alles kann in uns hinein und durch uns hindurch sausen. Wir sind nicht getrennt vom anderen. Lange bevor ich die Wärme deiner Haut spüre, kann ich dich schon auf dem Bildschirm sehen. Wir sind nicht getrennt von Mother Nature. Wie Beyoncé so schön sagt. When you hurt me, you hurt yourself.

Don’t hurt yourself.

Vielleicht lohnt es sich einen anderen Blickwinkel auf uns einzunehmen. Wir sind Ausschlachter und Egoisten. Wir sind Raubtiere, Missgönner und Wegnehmer. Wir sind arschkalte Soziopathen. Been there. Done that.

Aber sind wir auch Masochisten?

Irgendwo hab ich mal gehört, dass Raucher nicht rauchen, obwohl sie wissen, dass es gesundheitsschädlich ist, sonder weil sie wissen dass es gesundheitsschädlich ist. Als eine Form von Selbstbestrafung. Selbstbelohnung, Selbstbestrafung. Irgendwie aneinander gekoppelt in unserer modernen Welt.

(Ich saß neulich neben einer sehr netten Frau am Buffett und wurde Zeuge einer systematischen Selbstverunsicherung. „Oh, die Tiramisu ist ausgezeichnet. Ouu, ich sollte das nicht essen. Ahh, heute mach ich mal ne Ausnahme. Hhhhh, das wird sich alles rächen…“ Es war schmerzhaft anzusehen. In meinem Hirn trudelten Floskeln und Scherze, Ermutigungen und Verwerfungen hin und her, während mir langsam der Schweiß ausbrach. Das Ganze hatte alttestamentarische Ausmaße.)

Und so steht man am Strand, kickt blinzelnd eine alte Shampooflasche hin und her und fragt sich, wie die da hingekommen ist.

 Cut the crap

Gib es zu. Du hast Mist gebaut. Und jetzt schämst du dich in Mutters Schoß zurückzukehren. Und dir anzuhören, dass jeder Mal Fehler macht. Diese verdammte stoische Liebe, mit der uns der Planet bedenkt, ist aber auch schwer auszuhalten.

Was wäre, wenn der Weg zur Versöhnung nicht der Kreuzweg ist, den wir gerne daraus machen; Das stolze Haupt gebeugt, die Knie blutig aufgeschürft: „Ach, ach, ich hoffe alle Mikropartikel aus meinem Facial haben noch nicht das ganze Plankton gekillt.“

Was wäre wenn der Weg zur Versöhnung, der Weg zu sich selbst wäre.
Vielleicht, wenn wir aufhören würden uns zu schämen. Und anfangen würden uns zu lieben, huhuu könnte die ganze Sache einen guten Turn nehmen.

 .

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