Rausch

Schule in der digitalen Welt

15. Juni 2016

Ich hatte einen Traum. Eine Idee für einen Film. Ein Film über Schule. Es war ein Krimi. Gute Geschichte. Spannend. Provokativ. Aber vor allem ist mir eins klar geworden – Wenn man die Schule von heute auf morgen abschaffen würde, würde sich nichts ändern. Überhaupt nichts.
Das Leben würde weiter gehen. Kinder und Jugendliche würden sich immer noch treffen um zu quatschen, zu spielen. Sie würden immer noch älter werden. Hätten immer noch Leidenschaften, Ängste, Wünsche, Ambitionen. Jobs würden immer noch gemacht werden, und vor allem, Leute würden immer noch lernen. Vielleicht sogar mehr denn je.

Unser heutiges Schulsystem wurde um 1800 erdacht. Das war kurz vor der industriellen Revolution. Kinder wurden ausgebildet Arbeiter zu sein. Aber jetzt befinden wir uns in der digitalen Revolution. Und Schule muss sich anpassen. Ich will nicht mehr dasitzen und lesen. Es gibt so viele neue Dinge. Und ein iPad in der Schule benutzen ist immer noch lesen …

Ich möchte Dinge sehen, Dinge hören, Dinge anfassen, Dinge schmecken. Ausprobieren. Sachen erzählt bekommen und Sachen erzählen. Ich möchte es mehrfach erzählen. Ich möchte es mehrfach erzählt bekommen. Ich möchte es von kleinen Menschen erzählt bekommen, ich möchte es von großen Menschen erzählt bekommen. Ich möchte es von Menschen erzählt bekommen, die nichts darüber wissen und von Menschen die ihr ganzes Leben daran geforscht haben. Ich möchte es hundertmal erzählt bekommen und es hundertmal erzählen und mir trotzdem nicht einbilden, dass ich es verstanden habe. Dass ich die Welt verstanden habe.
Ich will nicht wissen, wie viele Dinge es auf dieser Welt gibt. Denn es gibt schätzungsweise … unendlich.
Ich möchte wissen, was ich mit den Dingen machen kann, die es schon gibt.
Ich möchte wissen, wie alles funktioniert und nicht wie es funktionieren könnte.
Und ich möchte von Menschen lernen, die wissen was sie tun. Nicht von Menschen, die wissen, was andere Menschen tun.

Es ist eine Rückbesinnung. Aber kein Schritt zurück. Es ist Trans. Wenn wir uns jetzt hinsetzten und die Welt erleben, uns erleben, dann wäre das nichts Altes. Dann wäre das unheimlich neu. Denn wir können nicht vergessen was wir erreicht haben. Und wir sollten nicht vergessen, was wir erreicht haben. Aber nach der Ruhe kommt der Sturm. Und nach dem Sturm muss man aufräumen. Und die Schule liegt in Trümmern. Zerstört von der Wucht des Fortschritts. Irreparabel. Aber wann stört uns das schon? Wir bauen aus den Überresten etwas Neues. Etwas Besseres.

Denn wir sind nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert. Das ist zweihundert Jahre her. Wir sind am Ende der Industrialisierung und mitten in der Digitalisierung.

Wir sollten nicht so tun, als wäre das kein Unterschied.

  • Reply
    Marija
    15. Juni 2016 at 13:23

    ergreifende Worte und sehr schöner Artikel!
    Ich hoffe auch es ändert sich was in Richtung Zukunft und wir bleiben nicht in der Vergangenheit hängen.

    • Reply
      Leonard
      15. Juni 2016 at 13:58

      Danke Marija!
      Ich finde es immer wieder krass, wie lange Schule sich nicht geändert hat. Aber ich glaube gerade beginnt sich etwas zu tun!

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